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Channel: Natascha Knecht – Outdoor
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«Ich freue mich mega!»

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«Extrem ist, wenn du die Schwierigkeiten nicht unter Kontrolle hast»: Ueli Steck, im Bild während eines Interviews in Kathmandu im Mai 2016, mochte das Wort «extrem» nicht. Foto: Navesh Chitrakar (Reuters)

Seit vergangenen Sonntag die Nachricht von Speed-Alpinist Ueli Stecks Tod über den News-Ticker lief, wurde viel geschrieben und gesagt. Ich selbst funktionierte zwei Tage lang wie paralysiert. Ueli gestorben? Ich kann es noch jetzt nicht glauben.

Die letzte Nachricht von ihm erhielt ich wenige Minuten bevor er ins Flugzeug nach Kathmandu stieg. «Ich freue mich mega!», schrieb er. Dazu seine Satellitentelefonnummer, über die ich ihn während der Expedition erreichen könne, «falls etwas ist».

Jetzt, weniger als drei Wochen später, ist tatsächlich «etwas». Doch die Telefonnummer hilft mir nichts mehr. Ueli Steck ist tot. Abgestürzt. 1000 Meter tief gefallen. Bei einer Akklimatisationstour am Nuptste (7861 m ü. M.).

Glücklich in den Bergen

Extrembergsteigen ist gefährlich. Und so extrem, wie Ueli Steck unterwegs war, noch einen Zacken gefährlicher: Er kletterte solo, ohne Seilsicherung und im Speed-Tempo. Wobei er das Wort «extrem» nicht mochte. «Extrem ist für mich, wenn du die Schwierigkeiten nicht unter Kontrolle hast», sagte er mir vergangenen August. Damals sah ich ihn, als er in einem Tag über Eiger, Mönch und Jungfrau rannte: 28 Kilometer Distanz und 4800 Höhenmeter auf und ab in 16 Stunden (ich sass bei Fotograf Röbi Bösch im Helikopter). Gewöhnliche Seilschaften brauchen für jeden dieser Gipfel je einen Tag. Für Ueli war es eine «schöne Tour in seiner Heimat».

Der Anblick, wie er allein über die teils messerscharfen Grate des Dreigestirns spurtete, löste bei mir Schwindel aus, aber auch Ängste. Die Felsen fallen dort 2000 Meter senkrecht ab. Fehler durfte er sich keine erlauben. Doch Steck bewegte sich furchtlos und geschickt – als ginge er auf einem Trottoir im Tal. Am Ende setzte er sich mit aufgequollenen Füssen im Dorf Stechelberg auf eine Holzbank und war überglücklich: «Die Tour hat Spass gemacht», sagte er mit einem breiten Grinsen.

Schnell aus Spass

Wir trafen uns das erste Mal vor zwölf Jahren in den Engelhörnern im Berner Oberland – unserer gemeinsamen Heimat. Damals war er noch nicht berühmt. Ich sass in der Hütte und sah, wie einer mit Klettergurt und Rucksack den Berg runter joggte. «Hast du es eilig?», sprach ich ihn an. «Nein», antwortete er. «Aber schnell unterwegs zu sein, macht einfach Spass.»

Ueli, Ruhe in Frieden! Du hast dein Leben intensiv gelebt.


Eiger, Mönch und mehr: Rekorde des Speed-Alpinisten Ueli Steck. Video: Tamedia

Der Beitrag «Ich freue mich mega!» erschien zuerst auf Outdoor.


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